pax christi fordert Entmilitarisierung und Schutz der Menschenrechte in Sri Lanka
28. Nov 2011
30 Monate nach Ende des Bürgerkriegs müsse das Militär in die Kasernen zurückbeordert, der zivile Aufbau gestärkt und der überdimensionale Rüstungshaushalt reduziert werden, forderte pax christi-Generalsekretärin Christine Hoffmann am Donnerstag in Berlin. Zudem müssten die Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkriegs endlich durch eine unabhängige Instanz untersucht werden. Die Bundesregierung forderte Hoffmann auf, weiter Druck auf die Regierung Sri Lankas auszuüben. Nicht nur in der arabischen Welt muss gelten, dass Gewalt der Regierung gegen die eigene Bevölkerung nicht toleriert wird, sagte die Generalsekretärin. Sie äußerte sich bei einer Veranstaltung aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Projektarbeit der Berliner pax christi-Gruppe in Sri Lanka und Tamil Nadu.Der Direktor des Zentrums für Frieden und Versöhnung in Jaffna, Oblatenpater Praveen Mahesan, berichtete bei der Veranstaltung, dass trotz leichter Verbesserungen in den vergangenen Monaten immer noch viel zu tun bleibe, bis die Tamilen im Norden in Würde leben können und das Land sich auf eine Versöhnung zu bewegt. Die Tamilen sähen in der starken Präsenz des Militärs ein Hindernis für die Wiederherstellung der Normalität und des zivilen Lebens im Norden. Das Militär sei nach wie vor die sichtbarste und dominanteste Institution im Norden, vor allem in den vorher von der LTTE kontrollierten Gebieten. Immer wieder würden Fälle von Tötungen, Entführungen, sexuellem Missbrauch, Raub und Erpressung gemeldet, so dass die Menschen weiterhin in Angst lebten. Viele Frauen beklagen Vergewaltigung, sexuellen Missbrauch, auch durch Soldaten. Menschenrechtler würden bedroht und eingeschüchtert, so der Direktor des 2005 mit Unterstützung von pax christi Deutschland aufgebauten Friedenszentrums.
Der Hamburger katholische Theologe und Sozialethiker Thomas Hoppe gab einen Überblick über Möglichkeiten kirchlicher Friedens- und Versöhnungsarbeit in Konfliktgebieten. Dazu gehöre die Verbreitung von Informationen, was auch bedeuten kann, verbreiteten Gerüchten und Falschmeldungen offensiv entgegenzutreten. Dabei könnten auch die Partnerkirchen des Nordens eine wichtige Rolle spielen. Wichtig sei daneben die Vernetzung aller Kräfte, die Gewalt ablehnen, und der Ausbau der Justitia et Pax-Strukturen der kirchlichen Arbeit für Gerechtigkeit und Frieden, so Hoppe weiter. In Krisenländern sei es zudem von entscheidender Bedeutung, dass Repräsentanten der Religionsgemeinschaften den Bedrohten sichtbar beistünden und ihnen Schutz und Unterstützung gewährten, egal ob sie Mitglieder der eigenen Gruppierung seien oder nicht. Kirchen und Religionsgemeinschaften müssen sich nach den Worten Hoppes auch der schweren Aufgabe annehmen, nach einem angemessenen Umgang mit belasteter Vergangenheit zu suchen, wie es etwa in Südafrika in der Wahrheits- und Versöhnungskommission geschah.
Hintergrund: pax christi Berlin unterstützt seit 1986 Projekte in Sri Lanka und Tamil Nadu (Südindien). Dabei wurden insgesamt Spenden in Höhe von 350.000 Euro überwiesen und eine etwa doppelt so hohe Summe an Drittmitteln von verschiedenen Hilfswerken sowie aus dem "Eine-Welt-Fonds" des Erzbistums Berlin vermittelt. Hinzu kommt eine intensive Informations- und "Lobby"-Arbeit zur Menschenrechtslage in Sri Lanka.